• Beim Essen gilt bei euch die Regel keine Handys am Tisch? Plötzlich klingelt das Geschäftshandy von Papa und er muss ran gehen, weil der Anruf dringend ist.
  • Schnell, schnell, beeil dich wir müssen schnell los, sonst kommen wir zu spät zur Schule. Hektik. Stress pur am Morgen.
  • Ausnahmsweise dürfen eure Kids auch mal eine Serie im Fernsehen anschauen. Es läuft Germany’s Next Topmodel und am nächsten Morgen verweigert eure Tochter das Frühstück.

Das sind tägliche Beispiele aus dem Umfeld von Kindern, das ihr Verhalten beeinflusst. Denn Kinder sind und bleiben geborene Imitatoren. Das macht uns als Eltern, Pädagogen, Erzieher & co., ob bewusst oder unbewusst, zu Vorbildern für Kinder.

Geschickt ausgeklügelte Erziehungs- und Lehrmethoden hin oder her – durch nichts lernen Kleinkinder mehr über Verhalten, Einstellungen und Gefühle als durchs Beobachten und Nachahmen.

Schon der römische Philosoph Seneca hat gesagt, dass die Menschen den Augen mehr trauen als den Ohren und Vorbilder deshalb den Weg zum Ziel verkürzen.

Inwiefern und von wem das Verhalten von Kindern beeinflusst wird, möchte ich euch im heutigen Blogartikel zum Thema „Wie das Umfeld Kinder beeinflusst – welche Rollen spielen Vorbilder von Kindern im Lernverhalten?“ zeigen.

Viele Kinder und Jugendliche haben Vorbilder

Allerdings ist «Vorbild» – ein grosses Wort, da es viel Verantwortung beinhaltet. Allerdings belegen Forschungsstudien, dass heute mehr als 50 Prozent der Kinder und Jugendlichen Vorbilder haben.

Woran liegt das? Ein wichtiger Grund liegt darin, dass es bei Vorbildern nicht nur um Nachahmung geht, sondern ebenso um Vergleichsprozesse.

Schon die Kleinen streben nach Vorbildern. Ob das nun «Bob der Baumeister» im Baufieber, «Prinzessin Lillifee» im Rosarausch oder die Kindergärtnerin als netteste aller Personen ist. Besonders anschaulich ist die Bedeutung des Vorbilds beim feierlichen Einlauf auf dem Fussballfeld, wenn auserwählte Kickerknirpse an der Hand ihres Sportidols ins Stadion schweben und sich in anderen Sphären wähnen.

Doch wer sind die wichtigsten Vorbilder der Jugendlichen?

Mark Forster? Helene Fischer? Mahatma Gandhi? Weit gefehlt! Die wichtigsten Vorbilder stammen nicht aus der Highsociety, sondern aus der Familie. In den Untersuchungen der letzten Jahre steht regelmässig die Mama mit jeweils mehr als 40 Prozent Zustimmung auf dem ersten Platz als wichtigstes Vorbild für Kinder. Mutter Teresa belegt meist Platz zwei, und Papa gewinnt üblicherweise Bronze – noch vor Nelson Mandela. Und dann kommen bereits Grosseltern und Lehrer.

Was passiert bei Kindern beim Lernen durch Vorbilder?

Das Nachahmen ist nicht nur beim Menschen das grundlegendste Modell zu Lernen, Fähigkeiten zu entwickeln und Erfahrungen zu machen. Insgesamt spielen bei der Entwicklung der Persönlichkeit und dem Aneignen von Fähigkeiten vier grundlegende Lernmethoden eine Rolle:

  • Lernen durch Modelle (z. B. Vorbilder)
  • Lernen durch Versuch und Irrtum
  • Lernen durch gezielte Verstärkung oder Unterweisung
  • Lernen durch Konkurrenz

Ganz automatisch werden von Babys und Kindern verschiedene Personen in ihrem Umfeld genau beobachtet und ihr Handeln imitiert. Dies geschieht zum Teil bewusst, wenn Kinder etwa nach ganz bestimmten neuen Dingen streben. Teilweise ist dies jedoch vor allem bei kleinen Kindern ein völlig unbewusster Vorgang.

Je höher das Ansehen der entsprechenden Person ist, desto eher wird sie als Vorbild anerkannt. Sympathie und eine emotionale Bindung sind dabei wichtige Kriterien. Dies geschieht, wenn dem Kind liebevoll und mit Verständnis und Vertrauen begegnet wird. Auch wenn sich von einer Handlungsweise etwa ein Vorteil verspricht, wird diese oftmals von den Kleinen nachgeahmt. Dazu ist jedoch bereits eine gewisse Berechnung nötig.

Fremde Personen, oder Menschen, die furchteinflößend wirken oder zu denen aus anderen Gründen keine Beziehung besteht, werden von Kindern hingegen nicht gerne als Vorbilder akzeptiert.

Vorbildfunktion für Kinder sein – Chance oder Bürde für Eltern und Pädagogen?

Das alltägliche Umfeld eines Kindes spiegelt seine ganz individuelle Realität wider. Ob es dabei in einer liebevollen und fördernden Umgebung aufwächst oder möglicherweise Gewalt oder Bedrohungen sein Leben begleitet, kann es sich nicht aussuchen. Dennoch wird es diese Welt als „normal“ empfinden. Automatisch wird es sich Verhaltensweisen aneignen, die ihm vorgelebt werden oder diese auch auf andere Situationen übertragen.

In dieser Hinsicht wird wieder klar, dass Eltern, Pädagogen und Erzieher einen herausfordernden Job haben. Egal in welcher Situation wir uns befinden, die Kinder haben sie dabei im Auge. Dabei muss jedoch nicht immer alles perfekt laufen. Das Vertrauen erlaubt uns auch hier einen gewissen Spielraum. Im LernFlow Video nenne ich es gerne das Sparkonto für Liebe, Fürsorglichkeit, Geduld und vieles mehr, auf das wir täglich einzahlen und zur Not auch abheben.

Niemand wird als Superdaddy, Supermami Superlehrer usw. geboren. Auch wenn im Alltag oder im Unterricht etwas schiefläuft, kann dies für das Lehren als positives Beispiel dienen. Je nachdem wie in einer bestimmten Situation reagiert oder mit Problemen umgegangen wird, ergibt sich daraus ein möglicher Lerneffekt. Wer sich dies klarmacht, fühlt sich nicht ganz von der großen Aufgabe erschlagen.

Vor allem mit etwas älteren Kindern eignen sich kritische Situationen auch dazu, um sie bewusst bei einer Entscheidungsfindung mit einzubeziehen. So wird einerseits das Selbstvertrauen gestärkt und Verantwortung geübt.

Erziehung von Kindern braucht Zeit – wenn wir uns keine Zeit für unsere Vorbildfunktion nehmen, suchen sich Kinder andere Vorbilder

Nicht immer sind wir uns dessen bewusst, welche Folgen unser Verhalten auf unsere Kleinen hat. Eine aktuelle Studie hat beispielsweise herausgefunden, dass es sich negativ auf die Kinder auswirken kann, wenn wir uns zu oft von Smartphone oder Tablet beim gemeinsamen Umgang ablenken lassen. Die Aufmerksamkeit, die wir ihnen schenken sollte deshalb ungeteilt sein. Wenn Kinder merken, dass wir ständig nicht wirklich bei der Sache sind, kann dies zu Verhaltensauffälligkeiten führen.

Die fehlende Orientierung zeigt sich auch, wenn grundsätzlich zu wenig Zeit der Eltern mit den Kindern verbracht wird. Die Erziehung der Eltern erledigt sich nicht einfach so nebenbei. Wenn ihr nicht möchtet, dass sich Kinder andere Vorbilder suchen, die möglicherweise für einen schlechten Einfluss sorgen, müsst ihr genügend Zeit investieren und sich ausgiebig mit euren Kindern beschäftigen.

Die wichtigsten Aufgaben als Vorbild für Kinder

Der wichtigste Punkt ist wohl, dass wir uns der großen Aufgabe überhaupt stellen. Die Erziehung, das Lehren und das Vermitteln von Werten an Kinder ist einerseits eine große und bisweilen anstrengende Herausforderung, bietet jedoch auch die Möglichkeit, das Leben eines kleinen Menschen nachhaltig mitzugestalten.

Unabdingbar für unsere Vorbildfunktion ist es, dass wir das Vertrauen von Kindern genießen. Allein dieses Vertrauen ist schon notwendig, damit sich ein Kind gesund entwickeln kann.

Um eine gute Bindung mit den Kindern aufbauen zu können sind verschieden Punkte besonders ausschlaggebend:

  • Eingehen auf die individuellen Bedürfnisse
  • Gewaltfreie Konfliktlösung
  • Konsequente Ehrlichkeit
  • Gerechte und altersgemäße Behandlung

Fordern und Fördern – Vorbild für Kinder sein mit Maß

„Fordern und Fördern“ – dieser Grundsatz gehört zu den elementaren Grundlagen der Pädagogik, die Johann Heinrich Pestalozzi bereits im frühen 18. Jahrhundert verbreitete. Die individuellen Anlagen der Kinder können erkannt und ganz gezielt unterstützt werden.

Mit unserem Einfluss können wir dabei die natürliche Entwicklung der Kids verstärken und in gewissem Maße als Vorbild lenken. Es ist wichtig, dass jedes Kind sein eigenes Lerntempo hat. Zudem eignen sie sich manche Dinge sehr schnell an, bei anderen dauert es etwas länger. Hier spielen auch die persönlichen Talente und Anlagen eine wichtige Rolle.

Durch positive Verstärkung wie Lob oder Belohnung können die Kinder in ihrem Tun angeleitet und unterstützt werden. Es ist wichtig nach und nach auch höhere Ziele zu setzen und die Kleinen durch Herausforderungen zu neuen Erkenntnissen oder der Verbesserung von Fähigkeiten anzuspornen. So entwickeln sie auch zunehmend mehr Selbstvertrauen.

Werden die Eltern, Pädagogen oder Erzieher als Vorbild voll akzeptiert, geschieht das Nachahmen ohnehin ganz von alleine. Die Erwachsenen oder Lehrer können schneller rennen, schwerer Heben oder auch andere Dinge im Alltag eigenständig bewältigen. Die Kinder wollen dies auch können und eifern ganz von selbst ihren Idolen nach. Gezielte, altersgerechte Anleitung ist dabei die beste Methode, den natürlichen Lernwillen der Kinder zu nutzen und die Entwicklung voranzutreiben.

Werte vermitteln – Vorbild sein für Kinder und es klappt fast automatisch mit der Entwicklung von Wertvorstellungen

Genauso funktioniert es auch beim Weitergeben von gewissen Werten. Das Erlernen von solchen abstrakten Qualitäten geschieht nur, wenn die Kinder in einer bestimmten Situation vor Augen geführt bekommen.

Die Entwicklung von Wertvorstellungen bei Kindern ist ein langer Prozess. Beim Aufbau von Moral und dem Gewissen sind zunächst die individuellen Anlagen ausschlaggebend. Es wird allerdings allgemein angenommen, dass Kinder von Natur aus „gut“ sind. Müssen sich kleine Kinder in verschiedenen Situationen entscheiden, sind sie sich zunächst selbst am nächsten. Die Eigenen Bedürfnisse und Wünsche stehen ganz egoistisch an oberster Stelle.

Erst mit zunehmender Erfahrung im Umgang mit anderen Menschen und dem Erlernen verschiedener sozialer Fähigkeiten wird zunehmend abgewogen, welchen Einfluss die eigenen Entscheidungen auf andere haben. Wir Erwachsenen als Vorbilder für Kinder spiegeln dabei wider, was gut oder böse ist, oder zeigen wie in einer bestimmten Situation reagiert und gehandelt wird.

Das persönliche Umfeld entscheidet deshalb nachhaltig mit, welche Werte dabei eine Rolle spielen. In unserem LernFlow Video findet ihr ein schönes Beispiel wie ich bei meinen Kindern das respektvolle Grüßen als Wert vermittelt habe.

Mit zunehmendem Alter bekommt neben der Familie dann auch der Freundeskreis und Vorbilder aus der Schule oder auch aus den verschiedensten Medien eine größere Bedeutung. Nach und nach wird das Verhalten anderer kritisch hinterfragt und mit den eigenen Erfahrungen und Wertvorstellungen verglichen.

Umgang mit problematischen Situationen – genau dann ist die Orientierung an Vorbildern für Kinder notwendig

Vor allem in problematischen Situationen suchen die Kinder ganz gezielt nach Orientierung. Dann ist es besonders wichtig, die Vorbildfunktion wahrzunehmen und unterstützend zur Seite zu stehen. Bei kleinen Kindern, bei denen die geistige Entwicklung noch nicht so weit fortgeschritten ist, spielen körperlich wahrnehmbare Wirkungen eine wichtige Rolle.

So versuchen sie sich beispielsweise bei Konflikten mit Geschwistern vor allem mit körperlicher Kraft durchzusetzen und erfahren so ganz eindeutig das Gefühl von Gewinnen oder Verlieren. Dieses Verhalten begleitet ganz natürlich den langwierigen Lernprozess des richtigen Umgangs mit Konfrontationen und Auseinandersetzungen. Auch hier können die Eltern moderierend oder erklärend dazu beitragen, dass solche Situationen zunehmend anders gelöst werden.

Wenn Eltern beispielsweise selbst häufig mit Gewalt auf problematische Situationen reagieren oder aggressives Verhalten innerhalb der Familie vorherrscht, werden Kinder dies als erlaubtes Mittel zur Lösung von Auseinandersetzungen ansehen und für sich selbst übernehmen. Auch wir Eltern haben nicht immer gelernt, wie richtig mit Konflikten umgegangen wird.

LernFlow Video Umfeld von Kindern

Wie eingangs erwähnt lernen schon Kleinkinder mehr über Verhalten, Einstellungen und Gefühle durch Beobachtung und Nachahmen, statt von ausgeklügelten theoretischen Erziehungsstrategien.

Daher ist das Thema Umfeld von Kindern und die Rolle von Vorbildern bei Kindern in unserem ganzheitlichen Ansatz beim Lerncoaching ein entscheidender Punkt.

Denn hier müssen einerseits wir selbst als Pädagogen, Erzieher und Eltern unsere Vorbildfunktion gegenprüfen, bevor wir Lernprobleme automatisch bei den Kindern suchen. Andererseits gilt, dass eine 100%ige Perfektion unsererseits oft zu mehr Stress als einem harmonischen Umfeld für unsere Kinder führt.

In unserem LernFlow Video zum Thema „Umfeld und unsere Vorbildrolle für Kinder“ beleuchten Petra Rodenberg vom Lern-Ort und ich, Andrea Schmalzl Inhaberin der RelaxKids® die verschiedenen Seiten des Lernens durch Vorbilder.

Kennst du schon meinen RelaxKids Minikurs?